Montag, 15. August 2022

Die Blaue Stunde

Diese paar Minuten liebe ich besonders: wenn die Sonne gerade untergegangen ist und die Nacht noch nicht begonnen hat. Die blaue Stunde. 

Diese wundersame Zwischenzeit zwischen Tag und Nacht, wenn der Himmel alles in dieses märchenhafte Blau taucht, das uns mit hineinnimmt in die Geheimnisse des Lebens. In das, was nur noch wenige Worte kennt. Was vielleicht eher die Musik beschreiben kann oder die Kunst.

Der Himmel färbt sich in dieses durchscheinende Königsblau. Die letzten Vögel singen ein Abendlied, bevor sie schlafen gehen. Nur die Nachtigall singt voller Inbrunst, so dass sogar die Katzen voll Ehrfurcht andächtig zuhören. 

In diesen paar Minuten gehe ich hinaus. Da ist das Tagwerk getan, die Hände sind müde, die Beine schwer, das Bett ruft. Aber ich will noch diesen Moment abwarten, bevor ich ins Haus gehe.

Dann bade ich in den Farben des Himmels. In den zartrosa Wolken, die das letzte Sonnenlicht reflektieren. In der Stille um mich herum. Die Hitze des Tages kann man nur noch im trockenen Stroh des Stoppelfeldes riechen. Jetzt liegt die Luft wie Samt auf der Haut. Die Pferde schnauben zufrieden auf der Weide und die Hunde tollen ausgelassen herum. Es ist, als wenn alles sich weite. Wenn die Stille ein Tor öffnet. Wenn alles eins wird.

Und ich bin ein Teil davon.